ERSCHLIESSUNGSKONZEPT
Das gesamte Erschließungskonzept des Hauses ist auf räumliche Großzügigkeit, Begegnung, Offenheit und soziales Zusammentreffen ausgerichtet. Diesem Gedanken folgen die beiden zentralen Stiegenhäuser mit dem verbindenden Laubengang, die nicht nur die Wohnungen erschließen, sondern auch eine wesentliche Verteilungsfunktion zwischen Innen und Außen unter Einbeziehung der Gemeinschaftseinrichtungen haben. Der zentrale, nutzungsoffene (Mehrzweck-)Gemeinschaftsraum und der Fahrradraum mit Werkstatt im Erdgeschoß bieten hohe Durchlässigkeit und können durch die unterschiedlichen Freiraumbezüge vielfältig genutzt werden.
Die grüne Fassade zur Darnautgasse stellt ein vertikales „Community Gardening“ der besonderen Art dar. Pflanztröge in Verbindung mit einem großzügigen Rankgitter bieten die Möglichkeit, mit geeigneten Rank- und Kletterpflanzen eine bunte Pflanzenwand auszubilden, die zugleich Sonnenschutz und räumliche Begrenzung für den verglasten Laubengang bildet.
Eine Besonderheit sind die an den Laubengang und den vertikalen Garten gekoppelten „Miradores“ (Gemeinschaftsboxen). Sie bieten smarte, niederschwellige gemeinschaftlich Nutzungsmöglichkeiten (Lounge, Grünzimmer, Chill-Out, Tratschecke etc.) und können partizipativ entwickelt werden. In einem moderierten Prozess werden die zweigeschoßigen, lichten „Komm-Boxen“ als besondere Möglichkeitsräume ausgestaltet und können als „Stadtfenster“ (geschützter Blick in den urbanen Raum – „Mirador“), Grün-Zimmer, ruhige Rückzugs-Lounge (Cocoon), Spielzimmer oder etwa auch als „Tratsch“-Ecke fungieren. An die „Miradores“ gekoppelte Stadtbalkone fördern die Kommunikation zum urbanen Freiraum.
Eine Gemeinschaftsterrasse ergänzt das nutzbare Freiraumangebot und bietet einen Küchengarten sowie einen Grillplatz und Sitzgelegenheiten zum gemeinsamen Plaudern, Lernen, Arbeiten, Spielen und Feiern.
STÄDTEBAU UND FREIRAUM
Der für die Wiener Bebauung eher untypische, bestehende Vorgarten bildet als Vorplatz einen wichtigen Teil des Konzeptes. Es orientieren sich die Zugänge, die Gemeinschaftseinrichtungen und die Eingänge für das Eltern-Kind-Zentrum und die sozialpädagogische Wohngemeinschaft zum Vorplatz, um eine vielfältige Bespielung des Vorplatzes zu ermöglichen.
Bedingt durch die Lage des Gebäudes an der verkehrsintensiven Wienerbergstraße ist entlang des vorderen Teils der Darnautgasse ein geschlossener, verglaster Laubengang als Schallpuffer und ganzjährig nutzbarer Freiraum den Wohnungen vorgelagert, während an der Wienerbergstraße die Wohnungen eine Pufferzone mit schließbaren, verglasten Loggien und Schallschutzfenster erhalten. Identitätsstiftend wirkt die Betonung der Gebäudeecke, indem das Dachgeschoß durch einen raumbildenden Erker vorgezogen wird.
Während der urbane Vorplatzbereich an der Darnautgasse, vegetabil abgesetzt von den umgebenden lauten Straßenräumen, zwischen Gebäude und Umgebungsraum räumlich vermittelt, Funktionen als öffentlicher Grätzelplatz genauso übernehmen kann wie als halböffentlicher Raum in Erweiterung der anliegenden Gemeinschaftsräume , stellt sich der ruhige, parkartige Hof als Aufenthalts-, Rückzugs- und Spielbereich für die künftigen BewohnerInnen dar.
SOZIALE NACHHALTIGKEIT – Wohntypologien
Das Wohnungsangebot orientiert sich an zukunftsfähigen Wohnbedürfnissen und Haushaltsformen. Geboten werden einfache, optimierte Grundrisse, die eine vielfältige Nachfrage abdecken und sich auch an differenzierte bzw. wechselnde Bedürfnisse (Patchworkfamilien, Wohnen und Arbeiten) anpassen lassen (Teilbarkeit).
Die vorgegebenen Nutzungen des Eltern-Kind Zentrums und der Sozialpädagogischen Wohngemeinschaft werden durch zusätzliche gemeinschaftliche Wohnformen sinnvoll ergänzt. Die sozialpädagogische Wohngruppe der MA11 bietet acht Kindern/Jugendlichen im Alter von 4-18 Jahren längerfristige Wohnplätze mit professioneller sozialpädagogischer Betreuung. Hauptaugenmerk wird auf 2- und 3-Zimmer Wohnungen gesetzt, welche die Kriterien des SMART-Wohnbauprogramms erfüllen. Jeweils 4 teil-möblierte Wohnungen gruppieren sich je Geschoß um einen Gemeinschaftsraum mit einem vorgelagerten Freiraum. Diese Gemeinschaftsbereiche weisen je Geschoß unterschiedliche Nutzungen auf, von Spielzimmern bis hin zu temporären Übernachtungsmöglichkeiten mit Kleinküchen für Elternteile. Gerade im Scheidungsfall stellt sich für einen Elternteil die Notwendigkeit kurzfristig und Kinder sicher zu stellen. Die Mitnutzung eines Spielzimmers/ Gemeinschaftsraumes bietet gerade für Kinder eine attraktive Möglichkeit und einen erweiterten Bewegungsraum.
ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE
Das Gebäude soll als Niedrigstenergiehaus konzipiert werden mit kontrollierter Be- und Entlüftungsanlage. Die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung über effiziente Wärmepumpen bietet auch den Zusatznutzen einer „SCHALLSCHUTZ-LÜFTUNG“, va. für jene Wohnungen, die Richtung Wienerbergstraße orientiert sind.
Die kompakte Bauform bildet die Voraussetzung für ein effizientes, verlustminimierendes Gebäude. Der verglaste Laubengang und die verglasten Loggien an der Südseite bilden neben der passiven solaren Sonnenenergienutzung eine zusätzliche Umschließungsebene. Spezielles Augenmerk neben dem üblichen Wärmedämmstandard wird auf eine Wärmebrücken- reduzierte Detailausbildung geachtet. Angestrebt wird die Errichtung einer Fotovoltaikanlage (ca. 290 m2) am Flachdach über dem Dachgeschoß in einem Contracting-Modell mit der Wien Energie.
Auf der Allgemeinterrasse soll eine Prototypanlage des FFG- Forschungsauftrag COIN Nr. 841060 „PV- Dachgarten“ ausgeführt und evaluiert werden. Spezielle, austauschbare PV- Module mit einer Solardurchlässigkeit von 40% (im Contracting) bilden auf einer Pergola- Konstruktion Beschattungselemente.
Die logische Fortführung des klaren städtebaulichen und funktionalen Konzeptes findet auch in der Materialität ihren Ausdruck. Einfachheit, Klarheit und Robustheit stehen bei der Wahl der Materialien im Vordergrund. Die Reduktion auf wenige Materialien unterstützt das Konzept.