Das GrünAktivHaus-Konsortium, bestehend aus 16 Partnern aus Wirtschaft und Forschung, setzte sich zum Ziel, planende und ausführende Gewerke aus dem Gebäude- und Energietechnikbereich mit dem Bereich der Bauwerksbegrünung besser zu vernetzen und ein Weiterbildungsangebot zu entwickeln. Innerhalb der Projektlaufzeit wurden neue Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt, die sowohl theoretische Grundlagen, als auch praktische und anwendungsorientierte Inhalte aus den übergeordneten Bereichen Architektur, Freiraumplanung und Energietechnik umfassen.
Partizipativer Prozess
In einem partizipativen Prozess wurde das Wissen von Praktiker und Spezialisten integrativ zusammengefasst. Darin wurden die Felder Solararchitektur, Passivhausbau, Holzbau, Bauphysik, Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung, Bewässerungstechnik, Garten- und Landschaftsbau, Steuerungstechnik, Beleuchtungstechnik, Metallbau, Photovoltaik und Energietechnik berücksichtigt.
Anforderungen der Industrie
In einem weiteren Schritt wurden die daraus gewonnenen Erkenntnisse in einen neuen Kontext gebracht und auf die Anforderungen der Industrie angepasst. Besonders wurde darauf geachtet, Probleme, die bei Schnittstellen zwischen den beteiligten Gewerken auftreten können, zu identifizieren und Lösungen dafür zu finden. Dadurch soll die Produktqualität von Bauwerksbegrünung, Gebäudetechnik und Energietechnik sowie in Folge eine Erhöhung der Nutzerzufriedenheit möglich werden.
Leuchtturmprojekt
Um dieses Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, setzte sich das GrünAktivHaus-Netzwerk das Ziel, ein „Leuchtturmprojekt“ zu verwirklichen. Ausgehend von der Erarbeitung dieser Vision, wurden die Aufgaben innerhalb des GrünAktivHaus-Konsortiums verteilt. Als geeigneten Standort zur Umsetzung des Projekts wurde das Forschungs- und Kompetenzzentrum für Bauen und Energie in Großschönau im Waldviertel (Niederösterreich) ausgewählt. Dies ist der Firmensitz des Projektpartners Sonnenplatz Großschönau. Das Gebäude ist ein Plusenergiehaus, das für Schulungs- und Forschungszwecke, aber auch für Ausstellungen genutzt wird. Es wurde von den Architekten Ronacher aus Hermagor geplant.
Begrünungstechnik für Steilgründächer
Im Mai 2014 wurde die Schauanlage durch das GrünAktivHaus Netzwerk und mithilfe von Studenten entlang der Südost-Fassade des Ausstellungsgebäudes umgesetzt. Es zeigt eindrucksvoll die Entwicklung von Bauwerksbegrünungen in Verbindung mit Photovoltaiktechnologie sowie eine Begrünungstechnik für Steilgründächer.
Insgesamt werden sechs verschiedene Fassadenbegrünungstypen gezeigt. Einerseits die klassisch- traditionellen, bodengebundenen Systeme, wie Spalierobst mit Apfel, Rankseile und Rankgitter mit Kletterrose, Clematis oder Geißblatt sowie Selbstklimmer wie Efeu und Veitschi auf Putzfassade. Andererseits werden drei innovative, wandgebundene Begrünungstechniken ausgestellt: System Optigrün, System Techmetall und System 90DEGREEN. Diese Systeme benötigen im Gegensatz zu Fassadenbegrünungen keinen Bodenanschluss. Pflanze, Substrat und Vegetationsträgerbefinden sich an der Gebäudewand. Alle drei präsentierten wandgebundenen Techniken wurden in einem diagonal verlaufenden, wellenartigen Konzept gepflanzt. Die Bereiche zwischen den Grünwänden, welche die Gestaltungsstruktur des Gebäudeobergeschoßes aufnehmen (Pfeilerstruktur), sind mit Photovoltaikzellen bestückt. Eine indirekte Beleuchtung mit LED-Technologie setzt die sechs Grünwände in den Abend- und Nachtstunden in Szene. Bewässert und gedüngt wird sensorbasiert und somit auf die Bedürfnisse der Pflanzen abgestimmt. Energie für Beleuchtung und Bewässerung wird vor Ort mit Hilfe der Photovoltaikzellen produziert. Die sechs begrünten Wände begleitet ein Weg mit einer wasser- und luftdurchlässigen Oberfläche von TerraWay®.
Vier Spielhüttchen
Die vier Spielhüttchen sind mit Gründächern ausgestattet. Bedingt durch die Dachneigung kommen Schubsicherungen und Sedummatten zum Einsatz. Die unterhalb des Vegetationskörpers eingebaute Schubsicherung hält den Vegetationskörper auf Steildächern und verhindert ein Abrutschen. Die eingesetzten Sedummatten zeigen einen Teil der großen Familie der genügsamen Dickblattgewächse. Diese für extensive Dachbegrünung äußerst geeigneten Pflanzen wurden vorab auf Matten vorkultiviert, wodurch schon ab dem Einbau ein geschlossenes und deckendes Vegetationsbild sichtbar war.
Vorstellung des Leuchtturmprojekts
Das neu entstandene Leuchtturmprojekt zeigt die Idee des Qualifizierungsnetzwerks GrünAktivHaus, Bauwerksbegrünung mit Gebäudetechnik und Energietechnik bestmöglich durch Wissenstransferabzustimmen und präsentiert gleichzeitig den aktuellen Stand der Technik. Im Rahmen der Fachmesse BIOEM 2014 am Sonnenplatz in Großschönau wurde im Juni 2014 die Schauanlage des GrünAktivHaus-Netzwerks in Anwesenheit von niederösterreichischen Regierungsvertretern feierlich eröffnet.