Ziel des Konzepts ist es, die denkmalgeschützte Substanz des vom Architekten Ferdinand Fellner im Gründerzeitjahr 1860 erbauten Gebäudes sicherzustellen. Daher werden die baulichen Eingriffe auf ein Minimum begrenzt und die Fassade mit Gesimsen zur Kindermanngasse nicht begrünt. Zugleich soll durch Adaptierungen innerhalb des Gebäudes und einem Zubau eine zukunftssichere Nutzung gewährleistet werden.
DER NEUE VORPLATZ
Der Eingangsbereich einer Schule stellt einen hochfrequentierten Bereich dar, welcher viele Funktionen und Ansprüche effizient aufnehmen und bieten können muss. Der neu gestaltete Vorplatz mit Bäumen und Sitzmöglichkeiten dient als Pufferzone zum Stadtraum und lädt zum Verweilen ein. Durch eine durchdachte in die Landschaft integrierte Rampe und Treppenausbildung, die teilweise auch als Sitzstufen ausgeführt werden, wird ein barrierefreier Raum für das Kommen und Gehen für Eltern und Kinder geschaffen. Ein vom Vorplatz über Rampen erreichbarer Lift sorgt für eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes. Sensibel gliedern sich diese Zubauten in die denkmalgeschützte Fassade ein. Neben einer zeitgemäßen, attraktiven und pflegextensiven Begrünung in den Randbereichen, wird eine semi-intensive und biodiverse Dachbegrünung am Eingangsgebäude errichtet und somit ein Beitrag gegen urbane Überwärmung geleistet.
HELLE RÄUME, KLUGE KÖPFE
Die historisch bedingte Trennung der Zugänge wird aufgehoben und ein freundlicher, heller Eingangsbereich geschaffen. Durch minimale Eingriffe in die Substanz werden Blickachsen geöffnet und Großzügigkeit entsteht. Durchblicke vom Eingangsbereich bis an die Rückwand des natürlich belichteten Turnsaals bieten eine inspirierende Lernumgebung. Durch die Optimierung der Zentralgarderobe entsteht ein aula-artiger Raum. Dieser helle und freundliche Verweil- und Sammelbereich bietet eine angenehme Aufenthaltsqualität für vielfältige Nutzungen und dient als Ort der Kommunikation mit farbigen Sitzsäcken als Sitzgelegenheiten. Oberlichter dienen als Leitsystem und zusätzliche Glaselemente sorgen für natürlich belichtete Gangflächen. Über einen großzügigen Vorbereich führt ein Glasportal direkt in den Ortliebpark.
MULTIFUNKTIONALER ZUBAU
Der Zubau nimmt die Proportionen des Bestands auf und interpretiert sie neu. Der Baukörper orientiert sich mit der geschoßweisen Horizontalgliederung am Bestand und hebt sich aufgrund der Materialität und Oberflächen klar erkennbar vom Bestand ab. Das Verschmelzen der Innen- und Außenbereiche spielt hier eine wichtige Rolle. Durch das Öffnen der Glasflächen erweitert sich der Klassenraum zu den multifunktionalen Innenhofflächen. So entsteht viel Platz und Flexibilität für Freiluftklassen. Rücksprünge im Baukörper erlauben eine Belichtung der Klassenräume von zwei Seiten und die Begrünung der Westfassade. Dadurch entsteht ein gegliedertes Erscheinungsbild des neuen Baukörpers in Richtung Ortliebpark. Der 5-geschoßige Neubau umfasst 2 Turnsaal-Garderoben und 3 neue Klassenräume. Die Glasfassade im Sonderunterrichtsraum im 1.OG orientiert sich mit maximaler Ausdehnung zur großen Dachterrasse oberhalb des Turnsaals. Die neuen Unterrichtsräume verfügen über viel Tageslicht und bieten eine ruhige und angenehme Lernumgebung. Außenliegender Sonnenschutz sorgt für angenehmes Raumklima und Nutzerkomfort. Die Dachterrasse über dem Neubau wurde als extensiv begrüntes Flachdach konzipiert.
DAS GRÜNE HERZ
Ein weiteres zentrales Element der Neugestaltung stellt der grüne Innenhof des Gebäudes dar. Er wird zum grünen Klassenzimmer, Spiel- und Sportplatz und Erholungsbereich, kann aber auch als pädagogisches Element beispielsweise für den Sachunterricht im Zuge der Umweltbildung genutzt werden. Die multifunktional nutzbare Terrasse mit Blick auf den angrenzenden Ortliebpark bildet im südlichen Bereich am neuen Baukörper einen Pflanzbereich mit Sitzelementen aus, der zum Ausruhen, Jause essen oder auch für den Unterricht genutzt werden kann. Die Bepflanzung dient als Blickfang und Schattenspender. Entlang der Westfassade im Innenhof werden Urban Gardening Hochbeete errichtet, die ebenfalls mit Sitzelementen kombinierbar sind. Darin können die Kinder die Grundprinzipien der Pflanzenzucht erfahren und, viel wichtiger, ab und zu eine fruchtige Beere und eine saftige Gurke ernten und genießen. Die beiden darüber gelegenen Geschoße erhalten eine Fassadenbegrünung mit unterschiedlichen Kletterpflanzen deren Blatttexturen, Farben und Blüten im Spiel der Jahreszeiten Abwechslung, Naturerlebnis und Ästhetik und die Schule bringen. Um die laufenden Wartungskosten zu minimieren, wird die Fassadenbegrünung mit Wartungsgang ausgeführt. Eine dezente Metallkonstruktion dient als Rankhilfe für Pflanzen und/oder zur Befestigung flexibler Sonnensegel.
ATMOSPHÄRE, KLIMA & GRÜN
Die grünen Elemente der Neugestaltung des Innenhofs der Schule Kindermanngasse bilden gemeinsam einen Raum mit ganz besonderer und angenehmer Atmosphäre aus. Dies ist natürlich einerseits der Ästhetik der Pflanzen geschuldet und ihren Wirkungen auf unsere Psyche und Physiologie an sich. Das vorgelegte Konzept geht aber noch viel tiefer. Tatsächlich baut es auf der Fachexpertise des Planungsteams in den Bereichen Bauphysik, Schallschutz, Ökosystemdienstleistungen und Klimaregulation sowie -anpassung auf.
ENERGIEKONZEPT
Eine ökologische, zukunftssichere Sanierung des Gebäudes ist ein wesentlicher Aspekt des Konzepts. Es wird vorgeschlagen, den Neubau in Massivbauweise mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Fassade aus Metallpaneelen sowie mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung auszuführen. Das extensiv begrünte Dach trägt zur Steigerung des Wirkungsgrades der PV-Elemente bei. Für eine Verbesserung der thermischen Gebäudehülle und Energiegewinnung sollen PV-Paneele im größtmöglichen Umfang eingesetzt werden. Low-Tech Lösungen wie Periskop-Lüftungen oder außenliegender Sonnenschutz (u.a. auch durch die Bepflanzung) leisten einen wesentlichen Beitrag für hohen Raumkomfort bei geringem Energieverbrauch.