Um die Überhitzung zu reduzieren, wurde die vertikale Fassadenbegrünung der Gebäudehülle weitergeführt und geht fließend in die vielfältige Freiraumgestaltung des Quartiers über. Durch die Begrünung des Hauses und Freiflächen soll die Umgebungstemperatur mess- und spürbar gesenkt und so der Energiebedarf für die Gebäudekühlung verringert werden. Dass begrünte Gebäude zur Regulierung des Stadtklimas positiv beitragen können, wurde anhand von Forschungsergebnissen durch ExpertInnen der BOKU bestätigt und als Basis für die Konzeptionierung des Projektes herangezogen. Mehrfache Studien belegen, dass begrünte Fassaden eine positive Wirkung auf das Mikroklima haben und die Innenräume vor sommerlicher Überhitzung schützen. Außerdem filtern Pflanzen Feinstaub, verbessern die Luftqualität und schützen vor Lärm. Unterstützt wurde das Architektenteam von Treberspurg & Partner von dem internationalen Kompetenzzentrum green4cities, mit dem ein differenziertes Fassadenbild anhand von modularen Begrünungskästen erarbeitet wurde.
Urban Gardening als soziale Komponente
Das Leitbild des Projektes ist nachbarschaftliches Wohnen eingebettet in eine flexible urbane Gartenkultur von ganz privat bis gemeinschaftlich: Die Mitgestaltung der grünen Flächen durch die BewohnerInnen wird von der BWSG durch die Integrierung von Pflanztrögen und einer durchdachten Fassadenbegrünung bewusst gefördert. In der Einzugsphase unterstützt ein Betreuerteam die Hausgemeinschaft bei der Gestaltung der Freiflächen und Hausgärten. Langfristig wird die Pflege der allgemeinen Grünterrassen über wechselnde „Garteln-Patenschaften“ durch die BewohnerInnen selbst organisiert. Ein eigener Raum mit absperrbaren Kästen für die Einlagerung von Gärtnerutensilien deckt den alltagspraktischen Aspekt des Nachbarschaftsgartens ab.
Kern des Projektes ist ein vielfältiges, lebendiges und kommunikatives Erschließungssystem über einen attraktiven, grünen Lichthof („Sonnenhof“), der sich vom großzügigen Foyer und Atrium bis ins letzte Geschoß mit der Dachterrasse zieht. In Verbindung mit den Gemeinschaftsterrassen, die je nach Orientierung unterschiedlich mit Kräutern und Blumen bepflanzt werden, einem Wintergarten und der großzügigen Begegnungszone mit vertikaler Begrünungswand im Erdgeschoß entstehen offene Kommunikationsräume. Diese Qualitäten bilden die Grundlage eines guten Miteinanders und positiver Nachbarschaft und generieren auch ein lebendiges Wechselspiel zwischen Haus und Quartier. Am Dach des Hauses ist die Pinus Nigra, eine robuste Schwarzföhre, bereits aus weiter Entfernung zu sehen. Sie fungiert als Zeichen des „grünen Quartiers“. Dank des großen Erdkörpers ist ein natürliches Wachstum des Baumes möglich. Auf der Dachterrasse stehen zudem Hochbeete und Pflanztröge mit Spalierobst zum Gärtnern bereit. Die BewohnerInnen genießen zudem den Bellevue-Blick über Wien bis hin zur Otto-Wagner Kirche am Steinhof.
Neue Wohn- und Gemeinschaftsformen
Durch die kompakte Planung ist die Alltagstauglichkeit in der Wohnhausanlage „In der Wiesen Ost – wabe23“ optimal gegeben: Die Wohnungsstrukturen nehmen eine Vielfalt von neuen gesellschaftlichen Wohnbedürfnissen auf. Die Wohnungstypologie orientiert sich am sozial integrativen Leitkonzept der Wohnanlage sowie an den Grundsätzen der sozialen Nachhaltigkeit. Es werden 36 2- und 3-Zimmer-SMART-Wohnungen sowie 72 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen in allen Geschoßen angeboten. Zusätzlich gibt es Startwohnungen für asylberechtigte Familien und Paare, die von der Volkshilfe Wien begleitet werden und so einen integrativen Mehrwert schaffen.
Alle 108 Wohnungen verfügen über einen privaten Balkon oder Loggia mit integriertem Pflanztrog zum individuellen Gärtnern. Ergänzt durch gemeinschaftliche Terrassen, dem multifunktionellen Gemeinschaftsraum, einer Arztpraxis im Erdgeschoß sowie Quartiersräume der umliegenden Wohnhausanlagen, bietet das neu entstandene Grätzel im „Erlaaer Flur“ eine Fülle an modernen Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten für die BewohnerInnen.