STÄDTEBAU & ARCHITEKTUR
Städtebauliche Zielsetzung war es, die vorhandene Haken-/Streckhof-Gebäudestrukturen aufzugreifen und daraus eine modifizierte, flexible und möglichst kompakte Bebauung zu entwickeln, die nach Süden orientiert ist und die für die Nutzer:innen überschaubare Einheiten bildet. Es wurde ein L-förmiger Baukörper konzipiert, der sich in die schmale, langgestreckte Grundstücksform optimal einfügt. Der Baukörper öffnet sich nach Süden und schließt sich nach Nordwesten gegen die hier vorherrschenden, kühlen Nordwest-Winde. Der südlich gelegenene Freibereich wird durch das Gebäude geschützt. So kann ein ideales Kleinklima entstehen. Durch die Bauform kann der Kindergarten durch eine 3. Gruppe erweitert werden, ohne einen bereits bestehenden Bauteil zu beeinträchtigen. Der Vorplatz ist großzügig gestaltet, sodass für Eltern und Kinder genügend Raum beim Verabschieden und Abholen ist. Zudem gibt es Abstellplätze für Fahrräder und eine gekennzeichnete „Kiss and Go“-Zone.
Der Eingang erfolgt straßenseitig von Norden. Südseitig angeschlossen befinden sich – perlen-schnurartig über eine als Spielstraße und Garderobenbereich gestaltete Gangzone – die Gruppenbereiche. Da für die geistige und seelische Entwicklung der Kinder natürliches Tageslicht ein wesentlicher Aktivator ist, wurden die Haupträume mit großzügigen Fensterflächen ausgestattet, die besonders im Winterhalbjahr Tageslicht in die Innenräume lassen. Im Sommer sind die Gruppenräume durch den außenliegenden Sonnenschutz schattig und kühl.
Die Gruppenräume haben eine relativ neutrale, dem Quadrat angenäherte Grundform mit großzügiger Raumhöhe und bieten den Kindern eine klare Orientierung. Dem quadratförmigen Großraum für gemeinsame Aktivitäten sind Podeste, Galerien und Nischen als Kuschel- und Spielecken zugeordnet. Durch flexible Einrichtungsgegenstände können die verschiedensten Spiel- und Aktivitätsbereiche jederzeit neu definiert und angeordnet werden. Speziell auf Kinder abgestimmte Elemente wie zum Beispiel Fenster auf Augenhöhe mit zahlreichen Ein- und Ausblicken ermöglichen den Kindern ein Interagieren mit der Architektur. So soll es zu einer hohen Identifikation der Kinder mit dem Gebäude kommen.
ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE
Der Kindergarten umfasst ein nachhaltiges Architektur- und Energiekonzept. Für das südorientierte Niedrigstenergiehaus wurden vorwiegend ökologische Baustoffe verwendet. Großzügige Fensterflächen und eine durchdachte Tageslichtplanung bieten hohen Nutzer:innenkomfort. Außenliegender Sonnenschutz und eine natürliche Nachtlüftung durch automatisch öffenbare Fenster beugen der sommerlichen Überhitzung vor. Das kontrollierte Be- und Entlüftungssystem mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad trägt zu einem gesunden Raumklima bei. Das Heizen und Kühlen der Räume erfolgt über eine Wasser-Wärmepumpe mit Tiefensonden und Fußbodenheizung bzw. -kühlung.
Das Gebäude wurde in einer ausgewogenen Mischbauweise geplant. Die Außenwände an den Grundgrenzen und Teile der Umfassungswände sowie einige tragende Innenwände wurden in Massivbauweise ausgeführt, wodurch die entsprechenden Speichermassen gewährleistet werden. Prinzipiell wurden jedoch weitestgehend Holzkonstruktionen eingesetzt.
Ein weiteres Augenmerk wurde auf ein angenehmes Innenraumklima gelegt, da dieses wesentlich zum Wohlbefinden und zur Konzentrationsfähigkeit der Kinder und Pädagog:innen beiträgt. Dafür gibt eine Innenraumluftmessung Auskunft über die Raumluftqualität. Die oben beschriebene Komfortlüftung ist CO2-gesteuert, die Luftmengen sind bedarfsgerecht geregelt.
Für die klimaeffiziente Planung wurde der Kindergarten in Münichsthal mit dem klimaaktiv Gebäudestandard GOLD ausgezeichnet. Das klimaaktiv Qualitätszeichen umfasst Energieeffizienz, Planungs- und Ausführungsqualität, die Qualität der Baustoffe und Konstruktion sowie zentrale Aspekte zu Komfort und Raumluftqualität.