Auf dem Bauplatz direkt am Gablitzbach befindet sich ein historistisches Pförtnerhaus einer bereits abgerissenen Villa aus dem Jahre 1914. Es konnte ein Konzept entwickelt werden in dem der Neubau und der Altbestand zu einer Symbiose finden. Das Bestandsgebäude beherbergt künftig die Verwaltung des Kindergartenstandorts.
Der Neubau tritt an der Straßenseite zurück und schließt flach und sensibel an das Bestandsgebäude an. Die zentrale Erschließungshalle mit den Garderoben ist verbindendes Element zwischen Alt- und Neubau, dem Vorplatz und den Grünbereichen. Oberlichten erlauben Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Raumzonen. Die Fenster der Gruppenräume sind auf Augenhöhe der Kinder angeordnet und bieten so Ausblicke in den Straßenraum bei gleichzeitiger Wahrung der Intimität. Die Übereckverglasungen stellen den Übergang der Gruppenräume in den Grünbereich des Kindergartens da und laden durch Sitzbänke in Parapethöhe zum Beobachten ein.
Die Holzfassade besteht aus drei unterschiedlich breiten Brettformaten aus Lärchenholz im wilden Verband („senkrechte Chaosschalung“). Diese ist mit bunter Unterspannbahn hinterlegt, die für farbige Nuancen an der Fassade sorgt welche sich mit dem Betrachtungswinkel verändern. Mit seiner auffälligen Holzfassade fügt sich das Niedrigstenergiegebäude, das nachhaltig mit einer Wärmepumpe beheizt wird, mit seiner geschwungenen Dachkonstruktion formschön in die Umgebung ein.
Eine Herausforderung war der Umgang mit der Verschattung des Bauplatzes durch den südlich gelegenen 7-geschossigen Wohnbau. Mit Hilfe einer speziellen 3D-Software für Lichtsimulationen wurde eine Dachgeometrie entwickelt, die einen optimalen Tageslichteinlass zu jeder Tages- und Jahreszeit erlaubt. Die verkippte Dachstruktur des Zubaus öffnet sich an den Hochpunkten Richtung Süden und fängt so das Sonnenlicht. Sie schafft differenzierte Zonierungen in den Gruppen – und Aufenthaltsräumen und bietet Rückzugsräume in Kombination mit einer großzügigen Offenheit.
Das alte Pförtnerhaus von einem großen, nicht mehr vorhandenen Villen-Komplex wurde zur Gänze aus Ziegelmauerwerk errichtet. Ein wesentliches gestalterisches Element des Gebäudes ist das Obergeschoss in Fachwerk-Bauweise in der architektonischen Gestaltung des Historismus-Landhausstil. Die dunklen Fachwerkpfosten wurden aber durch einfache Holzbretter, die auf den Ziegelmauerwerk befestigt waren, imitiert.
Bei der Sanierung des Gebäudes mit entsprechend hoher Wärmedämmung im WDVS wurde dieser historische Eindruck beibehalten. Anstelle der Holzbretter, die die Fachwerkpfosten angedeutet haben, wurden entsprechende WDVS-Streifen in dunkler Holzfarbe ausgeführt. Der optische Eindruck ist der gleiche und entspricht auch der formalen Gestaltungshaltung der Gründerzeit.