Das Projekt für das Schiestlhaus am Hochschwab wurde im Rahmen einer Forschungsarbeit der ARGE solar4alpin für „Haus der Zukunft“ entwickelt und entspricht dem aktuellen Stand der Wissenschaft im Bereich „energieeffizientes und solares Bauen“. Das Konzept berücksichtigt die spezielle Höhenlage und spezifische Nutzung des Gebäudes als alpiner Stützpunkt. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Grundrissorganisation gewidmet.
Der Bauplatz am Hochschwab und seine spezifischen Charakteristika ermöglichen eine klare Orientierung nach Süden und erleichtern damit die Auslegung des Entwurfs nach Gewinn maximierenden Grundsätzen, also die möglichst weitreichende Nutzung des in größeren Seehöhen günstigeren Strahlungsangebots.
Schutzhütten stellen in Bezug auf die Gebäudenutzung eine Sonderform dar, da die Anzahl der Nutzer abhängig von Jahreszeit, Wochentag, Saison und Wetter stark schwankt. Das Konzept der thermischen Zonierung basiert auf der Überlegung, dass eine Analogie zwischen Besucher-Spitzenzahlen und maximalem solaren Energieeintrag besteht. Während der Vor- und Nachsaison treten hingegen längere Schlechtwetterphasen auf, in denen kaum oder gar keine Gäste auf die Hütte kommen. Für diese unterschiedlichen Situationen wurde versucht, ein flexibles Gebäudekonzept zu entwickeln. Dies bedeutet, dass der „aktive“ Bereich im Gebäude je nach Anforderung wachsen und auch wieder schrumpfen kann. Ausgehend von einer beheizbaren Kernzone werden nach dem Zwiebelschalenprinzip weitere Zonen „dazugeschaltet“.
Die extreme Lage (2154 m) und die Konzeption der Schutzhütte erfordern ein gewerkübergreifendes und innovatives Gesamtkonzept der haus- und elektrotechnischen Anlagen. Aufgrund der eingesetzten Passivhaustechnologien, der definierten thermischen Nutzungszonen und des Einsatzes von kontrollierter Be- und Entlüftung mittels Lüftungsgeräten mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen kann die Schutzhütte bei Vollbelegung thermisch autark betrieben werden. Ziel des Projekts ist es, das Haus fast vollständig über die Lüftung zu beheizen. Für die Belüftung der Gast-, Schlaf- und Wohnräume werden Passivhauslüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung (Wirkungsgrad 85%) eingesetzt. Die Küchenabluft wird ebenfalls über einen Wärmetauscher geführt.
THERMISCHE SOLARANLAGE
Die Südfassade der neuen Schutzhütte wird als Energie-Fassadensystem ausgebildet, wobei 46 m² Sonnenkollektoren in die Fassade integriert werden.
PHOTOVOLTAIK
Photovoltaikmodule werden im Brüstungsbereich der vorgelagerten Terrasse angebracht. Durch diese können im Normaljahr ca. 70% des Strombedarfs abgedeckt werden.
ABWÄSSER
Es werden Trockentoiletten eingesetzt. Alle Abwässer werden über eine Abwasserreinigungsanlage soweit aufbereitet (Reinigungsgrad 99% = Badewasserqualität), dass sie gefahrlos versickern können.
TRINKWASSER-REGENNUTZUNG
Die Trinkwasserzisterne ist im Kellergeschoß untergebracht und ist auf ein Fassungsvermögen von einem Jahresbedarf von ca. 34 m³ dimensioniert. Das Regenwasser wird über Grobfilter in eine Zisternenanlage eingeleitet und von dort über mehrere Filter zu Trinkwasser aufbereitet.