Im September 2018 begannen die Abrissarbeiten des aus den 1950er Jahren stammenden Bestandsgebäudes. Aufgrund der nicht mehr sanierbaren Bausubstanz wurde es komplett abgetragen und nach den Plänen von Treberspurg & Partner Architekten ökologisch und ökonomisch anspruchsvoll neu errichtet. Das Wienerwaldbad wurde im Mai 2019 rechtzeitig zum Beginn der Badesaison geöffnet, welche mit einem Besucherrekord von knapp 45.000 Gästen die zugleich bisher erfolgreichste für die Gemeinde Purkersdorf ist.
Städtebaulich nimmt der Neubau die grobe Konfiguration des Altbestandes auf und führt dessen Qualitäten weiter. Der Baukörper ist an der nord-östlichen Grundstücksgrenze positioniert und bietet so einen idealen Abschluss des der Sonne zugewandten Badegrundstücks. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft nimmt das Gebäude die Topographie auf und entwickelt sich aus der umliegenden Naturlandschaft heraus. Die neu entstandene Dachlandschaft bietet Platz für eine tribünenförmig ausformulierte Dachterrasse, die sowohl den Blick auf die Beckenlandschaft als auch auf die umliegenden Hügel des Wienerwalds öffnet. Die Terrasse ist von einem Grünband gesäumt, dessen Vegetation Richtung Nachbarbebauung durch höhere Bepflanzung Privatheit schafft während es den Blick auf die Liegefläche des Bades leicht rahmt. Dieser Effekt wird durch Holzverkleidungen im östlichen Bereich der Terrasse verstärkt. Der Bereich ist als weiterer Bestandteil der öffentlichen Terrassenflächen entlang des Wienflusses zu lesen. Die nicht begehbaren Dachflächen sind teilweise als Gründach ausgestaltet und bieten Platz für eine PV-Anlage, die einen Großteil des Stromverbrauchs des Gebäudes deckt. Die Dachkanten werden durch Betonfertigteile mit Strukturmatrizen begrenzt, die der Dachlandschaft eine entsprechende Plastizität verleihen.
Der im Osten ausgebildete Vorplatz bietet den Besucherinnen und Besuchern genügend Fläche für Kommunikation und zum Abstellen von Transportmitteln. Über den Vorplatz gelangt man zu der überdachten Eingangszone, die klar, überschaubar und transparent gestaltet wurde. Der aus gebogenem Glas gefertigte Kassenbereich erlaubt Durchblicke und schafft Offenheit. Oberlichter entlang des Eingangs verleihen dem Bereich Großzügigkeit und sorgen für zusätzliche Belichtung der angrenzenden Nebenräume. Durch die großzügige Öffnung im Baukörper gibt es bereits vom Vorplatz Blickbeziehungen auf die Schwimmbecken sowie den Sprungturm des Bades im Inneren.
Die gewählte Kombination der ökologischen Baustoffe Beton, Holz und Glas und ein speziell abgestimmtes Farbkonzept runden das an das Farbenspiel des umliegenden Wienerwaldes angelehnte Gebäudekonzept ab. Der blaue Schriftzug am Dach des Gebäudes orientiert sich hinsichtlich Farbe und Typographie an der ursprünglichen Beschriftung des Bestandsgebäudes und ist eine Reminiszenz auf die Geschichte des Orts. Durch die Positionierung des Baukörpers kommt es zu einer bewussten Gliederung der bestehenden Liege- und Freiflächen. Diese Gliederung bietet eine klare Strukturierung der verschiedenen Funktionen und schafft subtil Zonen, die in unterschiedlichen Bereichen ausgeführt wurden (u.a. Beach-Volleyball-Platz, Familienliegewiese usw.).
Die neuen zeitgemäßen Garderoben mit anschließenden Sanitärräumen befinden sich auf der Nordseite rechts vom Eingang mit Blick über das Areal. Eine weitläufige Kabinenanlage mit 96 Kabinen und vier Umkleidekabinen, eine Kästchenanlage, WC-Anlagen für Damen und Herren, ein Behinderten-WC und Duschanlagen für Damen und Herren stehen den Badegästen zur Verfügung. Das erwähnte Farbkonzept wird besonders in den Garderobentrakten sichtbar. Ein weiträumiger Buffetbereich mit modernen Küchenanlagen befindet sich an der linken Seite des Eingangs und orientiert sich zum Beckenbereich mit vorgelagerter Terrasse Richtung Süden. Über eine Freitreppe erreicht man von hier die rund 400 m2 große abgestufte Terrassenanlage für neue attraktive Liegeflächen am Dach des Bades mit Blick auf den umliegenden Wienerwald. Für die intensive Begrünung dienen große auf der Dachterrasse integrierte Pflanztröge.
Für das Projekt dient ein ökologisches Haustechnikkonzept, das speziell für die Anforderungen eines Freibades ausgelegt ist. Auf Wunsch des Bauherrn wurde ein spezieller konstruktiver Ansatz gewählt, der den nutzungsbedingten und ökonomischen Anforderungen an das Gebäude gerecht wird. Die Warmwasseraufbereitung für die Duschen erfolgt einerseits über die Abwärme der Kältemaschine für die Buffetkühlungen und andererseits über eine Wärmepumpe, die auch für kühle Temperaturen in der Lüftungsanlage im Küchenbereich sorgt. Eine moderne mess- und regeltechnische Anlage regelt diesen Prozess vollautomatisch und energietechnisch optimiert. Am Dach ist in Kooperation mit der Wien Energie eine 17 kWp-Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromnutzung installiert worden. De Überschussenergie wird speziell in den Nichtbetriebsmonaten ins Netz eingespeist.