Anstelle des durch den Bebauungsplan vorgegebenen winkelförmigen Baukörpers BK III wurde ein konsequenter Ost/West- orientierter verlustminimierender Trakt mit heller von oben belichteter Erschließungszone gewählt, an dem sich ein angenehm proportionierter Innenhof mit Hoftrakt anschließt. Der von Nord nach Süd verlaufende Gebäudeteil enthält die Einzel- und Doppelzimmereinheiten und entspricht städtebaulich den im Stadtbild dominierenden Wohnbauten von Alt-Erlaa. Der Beginn der Romy-Schneider-Gasse wird durch eine stadtgestalterisch gestärkte Eckausbildung markiert.
Die gestalterisch klar erkennbare Kirche mit dem Turm=Lichtbrunnen ist als integraler Teil des Baukörpers im Norden des Bauplatzes positioniert. So ist die Kirche mit einem verkehrsfreien Vorplatz auch von der U6 sichtbar und zum Zentrum von Alt-Erlaa und der U6 Station an der Anton-Baumgartner-Straße orientiert.
Die helle von Süden besonnte Erschließungspassage mit mehrgeschoßigem Foyerbereich beginnt klar ablesbar an der Ecke Romy-Schneidergasse/ Elisabeth-Bergner-Weg. Die Erdgeschoßnutzung entspricht der geforderten Doppelnutzung von Kirche und Gemeinschaftsräumen durch HeimbewohnerInnen und evangelischer Pfarrgemeinde. Durch eine großzügige Eingangslounge werden sowohl Frühstücksraum, Partyraum und Fitnessraum des Heims, als auch Gemeinderaum und Kirchenraum der evangelischen Pfarrgemeinde erschlossen. Beide orientieren sich zum sonnigen Innenhof, um den die Studentenwohngemeinschaften (WG Hof) angeordnet sind. Der Kirchenraum ist großzügig zweigeschoßig mit einer Sänger- und Orgelempore ausgebildet und als introvertierter Sakralraum mit dem über 5 Geschoße reichenden Lichtbrunnen=Turm über dem Altarbereich erlebbar.
ERSCHLIESSUNG
Grundkonzept war es helle und offene Erschließungszonen als angenehme Begegnungsräume mit zugeordneten Gemeinschaftsräumen samt Freiräumen auf jedem Geschoß zu schaffen. Über den großzügigen Eingangsbereich Ecke Elisabeth-Bergner-Weg/ Romy-Schneider-Gasse wird die helle, sonnendurchflutete Mittelpassage mit Glasdach und Lufträumen erschlossen. Zwei brandgeschützte Stiegenhäuser mit Lift verbinden den großzügigen Erschließungsraum. Die Studenten-Wohngemeinschaften im Hoftrakt sind durch offene Laubengänge erschlossen. Die Kirche besitzt einen eigenen zweiten Eingang im Hoftrakt. Die Zufahrt zur Tiefgarage im Keller ist im Südeck von dem Elisabeth-Bergner-Weg.
GEBÄUDE
Die Anlage setzt sich aus dem Hauptgebäude am Elisabeth-Bergner-Weg, das die BK III voll ausnutzt und dem Hoftrakt BK I zusammen. Die Kirche mit Turm=Lichtbrunnen ist als eigener gestalteter Baukörper an der Nordseite klar ablesbar und integriert sich in das Gebäudeensemble des Heims. Wesentliches Element ist der Innenhof über den die Studentenwohngemeinschaften erschlossen werden und der sowohl den HeimbewohnerInnen als auch den KirchenbesucherInnen als großzügiger geschützter Freiraum zur Verfügung steht.
FREIFLÄCHENKONZEPT
Der Innenhof mit der Terrasse im 1.OG und den offenen Erschließungsgängen bildet das Zentrum der Anlage und wird durch die Südausrichtung gut besonnt. Punktuelle Vertikalbegrünungsmaßnahmen in Verbindung mit einem hohen Gräsersaum schaffen eine informelle Trennung zwischen Erschließungszone und gemeinschaftlich nutzbarem Bereich.
Sowohl Vertikalbegrünung als auch der zentrale Solitärbaum bringen ein starkes vegetabiles Element in den Hofraum ohne die Nutzbarkeit der Hoffläche einzuschränken. Die an den unterschiedlichen Gemeinschaftsbereichen orientierte Grundmöblierung kann durch flexibles Mobiliar ergänzt werden. An der Vorzone zum Elisabeth Bergner Weg werden, in Abhängigkeit von der angrenzenden EG-Nutzung, sowohl offene Bereiche, als auch intimere, durch Hochgrassaum und Sitzmauer begrenzte Aufenthaltsbereiche angeboten. Der Baumbestand an der westlichen Grundgrenze bleibt erhalten und bildet in Verbindung mit gezielten Neupflanzungen an der Südseite und der extensiven Wiesenvegetation ein naturhaftes Element.
Über dem westlichen Hoftrakt ist eine Aufenthaltsterrasse angelegt. Pflanztröge mit Strauchvegetation und die erhöhte Rückenlehne einer großzügigen Sitz-/Liegepritsche bieten Windschutz gegen Westen. Sonnenschutz wird durch eine PV Pergola Konstruktion geboten. Über dem Südtrakt werden optional Gartenbeete angeboten.
ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE
Der Baukörper ist in seiner grundrisslichen Konzeption schlicht, geradlinig, kompakt und folgt einer großen funktionalen Stringenz. Der konstruktive Raster leitet sich von den verschiedenen Grundrisstypologien ab und ermöglicht wirtschaftliche Spannweiten. Die Ausführung ist als Stahlbeton- Massivbauweise mit einem hohen Vorfertigungsgrad mit Halbfertigteilen geplant.
Die thermische Trennung der Tragstruktur zwischen unbeheiztem Kellergeschoss und beheiztem Passivhausbereich wird durch eine punktweise Aufständerung mit minimalen Wärmebrückeneffekten erreicht. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird großes Gewicht auf ökologische Baustoffe und Materialien mit bewerteter Lebenszyklusanalyse gelegt.
AUSSENHÜLLE
Die kompakte Bauform bildet die Voraussetzung für ein effizientes, verlustminimierendes Gebäude in Passivhausqulität (Trakttiefe 18,3 Meter, von oben natürlich belichtete Mittelpassage). Ein spezielles Augenmerk wird neben dem Passivhaus-üblichen Wärmedämmstandard auf eine Wärmebrücken-minimierte Detailausbildung gelegt.
Die logische Fortführung des klaren städtebaulichen und funktionalen Konzeptes findet auch in der Materialität ihren Ausdruck. Einfachheit, Klarheit und Robustheit stehen bei der Wahl der Materialien im Vordergrund. Die hinterlüfteten Fassaden des Heimteiles und der Kirche sind als vorgehängte wartungsfreie ALUCOBOND- Fassaden in unterschiedlichen Farbtönen konzipiert.
Die tragende Gebäudestruktur ist nutzungsneutral mit einem Raster von ca. 6 Meter, der Innenausbau ist nicht tragend ausgeführt und somit auch nachträglich veränderbar. Die Installationsschächte und das Erschließungssystem sind ebenso nutzungsneutral.
PASSIVHAUSKONZEPT
Die Gebäudehülle wird mit außenliegender Wärmedämmung und hochwertigen Passivhausfenstern ausgeführt. Die dauerhaften Materialien ergeben eine langfristig wartungsfreie Konstruktion. Die Dimensionierung der Dämmstoffstärken erfolgt entsprechend der Kompaktheit der jeweiligen Baukörper nach den PHPP-Berechnungen.
Für die Passivhauslüftung sind semizentrale, hocheffiziente Lüftungsanlagen vorgesehen. Die Frischluft wird im Grünbereich angesaugt und durch Erdwärmesonden vorgewärmt. Der Technikraum befindet sich im Keller. Die Luft wird über großzügig dimensionierte Schächte verteilt.
Zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung wurde ein außenliegender Sonnenschutz in Form von Faltpaneelen bei den Ost-, West- und Südfenstern ausgebildet. Die Fensterleibungen sind nach Süden hin angeschrägt um die Sonneneinstrahlung und die natürliche Belichtung zu maximieren. In geöffneter Position dienen die Paneele im Winterhalbjahr als Reflektoren zur zusätzlichen Einbringung von Sonnenlicht in die Zimmer.
Um die Primärenergie-Kennzahlen zu optimieren, sollen zusätzlich zur Versorgung durch Fernwärme thermische Sonnenkollektoren auf dem Dach für die Warmwasserbereitung aufgestellt werden.
Angestrebt wird auch die Errichtung einer Fotovoltaikanlage am Flachdach des BK III – Baukörpers in einem Contracting-Modell mit Wien Energie. Das Heim kann vertraglich PV- Strom der Wien Energie aus der Eigenanlage beziehen, wodurch die PV- Anlage auch wirtschaftlich sinnvoll ist, da Stromkosten (=Netzkosten) im Betrieb eingespart werden können. Zusätzlich wird das Stromnetz nicht durch Stromspitzen aus der PV- Anlage belastet.
Photovoltaik – Pergola – FFG- Forschungsauftrag COIN Nr. 841060 „PV- Dachgarten“
Auf der Hofterrasse (G030) soll eine Prototypanlage des FFG- Forschungsauftrag COIN Nr. 841060 „PV- Dachgarten“ ausgeführt und evaluiert werden. Spezielle, austauschbare PV- Module mit einer Solardurchlässigkeit von 40% (im Contracting) bilden auf einer Pergola- Konstruktion Beschattungselemente. Die darunter gehängten Grünwannen mit Rankenbepflanzung, die zu keiner Beschattung der PV führt, wird durch das von den PV- Modulen abfließende Regenwasser natürlich bewässert und so dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zugeführt (Verdunstung und nicht versiegelte Flächen). Die Kosten für diese Anlage sind großteils durch den Forschungsauftrag bzw. durch Contracting gedeckt.