Das Otto-Wagner-Areal nimmt eine herausragende Rolle im Wiener Stadtbild ein. Das Areal auf dem Steinhof-Hügel gewährt einen Blick auf die Stadt Wien. Die Nähe zum Wienerwald schafft eine einzigartige Qualität. Die historischen, denkmalgeschützten Pavillons repräsentieren die Epoche des Jugendstils in Wien. Der Grundriss des Geländes revolutionierte die damaligen Konzepte für Krankenhäuser.
Das Projekt wurde auf 4 Eckpfeiler aufgebaut:
- INTEGRATE: Integrieren der Bestands in den neuen Universitätscampus der CEU
- RE-IMAGINE: Flexible Nutzung des Bestands für die spezifischen Bedürfnisse der CEU
- PRESERVE: Erhaltung der historischen Gebäude und des Areals
- INNOVATE: Schaffung eines Plus-Energie-Quartiers
INTEGRATE – MASTERPLAN
Der von Otto Wagner erstellte Lageplan aus dem Jahr 1904 zeigt die ursprünglichen Verkehrswege und die Landschaftsgestaltung des Otto-Wagner-Areals. Dieser dient als Basis für das Konzept und die historischen Wege wurden neu interpretiert. Anhand eines daraus entwickelten Masterplans wird die Identität des Areals gewahrt und Raum für zusätzliche Aktivitäten geschaffen. Ein grünes Mobilitätskonzept ermöglicht einen komplett autofreien Campus mit dem Einsatz alternativer Fortbewegungsmittel.
Der Entwurf gliedert das Areal in die drei Hauptzonen: öffentliche Grünflächen, vernetzte Erschließung und halböffentliche Grünflächen. Die öffentlichen Grünflächen vereinen eine Vielzahl von Funktionen für Erholung und Freizeit, die öffentlich zugänglich sind. Die vernetzte Erschließung bietet Treffpunkte, informelle Arbeitsräume im Freien und Orientierung auf dem gesamten Areal. Die halböffentlichen Grünflächen bieten eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. Freizeitbereiche wie eine Sporthalle im Gebäude der Alten Wäscherei und ein Museum, das sich mit der Geschichte des Ortes beschäftigt, sowie öffentliche Einrichtungen wie ein Supermarkt, eine Bank und ein Postamt erweitern die Möglichkeiten am Otto-Wagner-Areal.
Der Student Hub öffnet sich zum zentralen Außenraum und bietet Infrastruktur wie ein Café und multifunktionale Studentenräume, Coworking Spaces, Ausstellungsräume und eine repräsentative Verbindung zum Konferenzzentrum. In der ehemaligen Küche wird ein Food Court positioniert, der einen zweigeschoßigen, hohen Hauptraum und großzügige, nach Süden orientierte Essbereiche bietet. Die Küche und die Personalräume sind um den Foodcourt herum angeordnet.
RE-IMAGINE – ADAPTIERUNGEN
Die neue Zonierung beinhaltet das Bildungszentrum als Herzstück des neuen Campus. Die neue Kernzone liegt an der zentralen Hauptachse des Areals. Dort sind die für die CEU wesentlichen Räumlichkeiten wie z.B. das Student Hub, das Veranstaltungszentrum im Jugendstiltheater und die Verwaltung in unmittelbarer Nähe untergebracht. Die beiden Haupterschließungsachsen folgen dem ursprünglichen Entwurf von Otto Wagner. Die Bibliothek als Zentrum des Wissens wird im Herzen des Geländes, die Verwaltung in der Nähe des Haupteingangs positioniert.
Sunken Gardens für unterirdische Räume: Mit einer unterirdischen Erschließung wird zusätzlich Raum für Unterricht und Lehre auf dem Areal, ohne die denkmalgeschützten Gebäude des Otto-Wagner-Areals zu verändern. Die unterirdische Erschließung schafft Platz für ein Konferenzzentrum mit moderner Architektur und fungiert als Bindeglied zwischen dem Jugendstiltheater und dem neuen Student Hub. “Versunkene” Gärten bieten Tageslicht und Grünflächen für die Einrichtungen.
PRESERVE – DENKMALSCHUTZ
Ein wesentlicher Aspekt des Entwurfs ist die Sanierung und Restaurierung der denkmalgeschützten Gebäude und des gesamten Areals. Unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes werden die historischen Pavillions für den moderne Nutzung restauriert. Auch das Jugendstiltheater wird nach den hohen, denkmalpflegerischen Ansprüchen saniert und zu einem flexiblen, repräsentativen Veranstaltungsort umgebaut. Für das historische Erscheinungsbildes der Räume werden die abgehängten Decken in den Fluren entfernt, um die ursprüngliche Deckenhöhe wiederherzustellen. Die vorhandenen Doppelrahmenfenster werden durch den Austausch der inneren Verglasung und Einbau eines dazwischen liegenden Sonnenschutzes verbessert. Wo historische Böden zerstört sind, werden diese durch neue, hochwertige Materialien wie Terrazzo, Fliesen oder Holzböden erneuert. Die Gebäude entsprechen den aktuellen Anforderungen für Brandschutz und Barrierefreiheit.
Der prototypische Entwurf zeigt die Möglichkeiten auf, innerhalb der gegebenen Struktur zeitgemäße Lern- und Lehrräume zu schaffen. Pavillon 4 wurde repräsentativ für das Restaurierungskonzept herangezogen, da der Grundriss des Pavillons 4 in fast allen anderen Pavillons wiederzufinden ist. Neben der Analyse des Grundrisses und der Statik und war es das Ziel, so viel wie möglich von der ursprünglichen Struktur zu erhalten. In einer Designstudie wurden verschiedene Layouts (A/B/C/D) untersucht: Bei Layout A wird der nach Süden ausgerichtete Flügel für Lehrräume und der nach Ost/West ausgerichtete Flügel für Büros für das Lehrpersonal genutzt. Im Design-Layout B steht mehr Platz für Abteilungen zur Verfügung, während Layout C die Möglichkeit aufzeigt, eine ganze Etage als Abteilungsfläche zu nutzen. Im Design-Layout D wird bestätigt, das ein 200m2 großer Klassenraum im Harvard-Stil in Pavillon 4 positioniert werden kann.
INNOVATE – ENERGIEKONZEPT
Universitäten stehen an der Spitze von Forschung und Lehre und sind in einer einzigartigen Position, um Klimaneutralität und Innovation in den Mittelpunkt ihrer Agenda zu stellen und einen Vorzeigecampus zu entwickeln. Die Central European University als internationales Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung und -lehre kann Geschichte schreiben, indem sie den weltweit ersten klimaneutralen Universitätscampus in einem sanierten Ensemble errichtet. Der neue Standort der CEU auf dem Otto-Wagner-Areal in Wien bietet die einmalige Chance, dieses Kulturerbe in seiner Gesamtheit zu erhalten. Zentrales Merkmal des Entwurfs ist die Umsetzung des denkmalgeschützten Otto-Wagner-Areals in ein innovatives Plus-Energie-Quartier. Damit setzt die CEU einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität und verbessert die Qualität des Arbeitsumfeldes in den historischen Gebäuden. Der Plus-Energie-Campus kann im Rahmen der Denkmalschutzauflagen realisiert werden.
Die Versorgung des Standorts durch effiziente Wärmepumpen mit Erdkollektoren oder Tiefenbohrungen liefert einen geringeren Endenergiebedarf im Vergleich zu einem Fernwärme- und Fernkältesystem. Die Untersuchungen ergeben, dass der Endenergiebedarf so um mehr als 90% reduziert werden kann. Der verbleibende Energiebedarf kann durch eine PV-Anlage gedeckt werden. Die Standardbaukosten für die Generalsanierung des Gebäudes machen den größten Anteil an den Gesamtinvestitionskosten aus. Auch wenn die energierelevanten Baukosten mit der verbesserten Gebäudequalität steigen, würden bei den Alternativen in den Szenarien mit geringerer Gebäudequalität hohe Investitionen in den Anschluss an das Fernwärmenetz anfallen. Bei dem vorgeschlagenen Konzept (OWAplus), das Wärmepumpen mit Tiefenbohrungen vorsieht, könnten zusätzliche Infrastrukturkosten eingespart werden.
Die Umsetzung des innovativen Plus-Energie-Sanierungskonzepts hat im Vergleich zu einer konventionellen Sanierung höhere Investitions- und Planungskosten, aber über einen Vergleichszeitraum von 15 bzw. 40 Jahren betrachtet, hat die Plus-Energie-Sanierung die geringsten Gesamtkosten (Summe aus Investitions- und Betriebskosten). Neben dem Effekt des reduzierten Energieverbrauchs und der effizienten Nutzung der natürlichen Ressourcen, wirkt sich die Investition in eine Plus-Energie-Sanierung zudem positiv auf das Image der CEU („Grüne Universität“) aus. Weitere “Co-Benefits” betrifft auch die Nutzerinnen und Nutzer wie zum Beispiel positive, gesundheitliche Auswirkungen & psychisches Wohlbefinden, verbesserte Luftqualität in den Innenräumen sowie erhöhte Arbeitsproduktivität.