Das Wohnheim Molkereistraße – es wurde im September 2005 fertig gestellt – war das erste Studentenwohnheim weltweit in Passivhausbauweise. Die Stadt Wien förderte die Errichtung des Vorzeigeprojekts – es beherbergt 133 Wohneinheiten – mit insgesamt 3,87 Mio. Euro. Die Gesamtbaukosten betrugen rund 10,11 Mio. Euro.
Hält das Passivhauskonzept was es verspricht und fühlen sich die BewohnerInnen wohl?
Mit diesen Fragen setzten sich die ExpertInnen der BUKO und der FGW im Rahmen der Forschungsstudie auseinander. Die beiden Institutionen analysierten das zur Zeit seiner Fertigstellung im September 2005 weltweit größte Passivhaus, das Studentenheim „Molkereistraße“ in Wien, das mit Mitteln der Wiener Wohnbauförderung und mit Bundesförderung errichtet wurde. Die Ergebnisse, nach den ersten beiden Heizsaisonen, zeigen, dass das Gebäude von den BewohnerInnen sehr geschätzt wurde und dass es eine erfreuliche Energieperformance aufweist und damit einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz leistet
Bestnoten von den NutzerInnen
Die Ergebnisse der Forschungsstudie sprechen für sich: Durch das Passivhaus Molkereistraße können gegenüber einer vergleichbaren, konventionellen Wohnhausanlage in Österreich rund 700 Megawattstunden pro Jahr an Energie und damit rund 40.000 Euro an Heizbetriebskosten eingespart werden. Die CO2-Belastung wurde dadurch jährlich um rund 100 Tonnen reduziert. Die Studie stelle damit einen ersten, wichtigen Schritt für die Evaluierung von Passivhäusern dar. Weitere Forschungsarbeiten sollen beispielsweise auch die Nachhaltigkeit der Passivhäuser und den technischen und finanziellen Aufwand bei einer künftigen Sanierung ganz genau unter die Lupe nehmen.“
Top-Energieeffizienz
Das Gebäude wurde von der ARWAG und von den Architekten Baumschlager & Eberle (P.ARC) geplant und von der MIGRA errichtet. Es umfasst sieben Geschosse mit insgesamt 278 Einzelzimmern. Generalmieter ist die ÖAD Wohnraumverwaltungs GmbH (Österreichischer Austauschdienst), die die Wohnplätze internationalen Studierenden zur Verfügung stellt, hauptsächlich im Rahmen des „Erasmus- Programms“ des EU-weiten StudentInnen-Austausches. Im Rahmen der von der Wiener Wohnbauforschung finanzierten und von ARWAG, MIGRA, Fernwärme und ÖAD unterstützten Forschungsstudie wurden bis zum Ablauf der ersten beiden Heizperioden erstmals Fragen der Energieeffizienz, der Bewohnerzufriedenheit und der Objektfinanzierung umfassend erforscht.
Die Messungen der Universität für Bodenkultur ergaben, dass durch die Realisierung der Passivhaustechnik im Vergleich zu durchschnittlichen konventionellen österreichischen Wohnbauten trotz noch vorhandener Restfeuchte in den Mauern etwa vier Fünftel der Heizenergie und damit auch der Treibhausgasemissionen eingespart werden konnten. Weitere Einsparungen wären erreichbar, wenn Fenster weniger oft gekippt würden. Ein Verhalten, das auf individuell unterschiedliches Temperaturempfinden und Informationsdefizite der Nutzer zurückzuführen ist, wie sich im Zuge von Bewohnerbefragungen herausstellte.
Mehr als 80% der StudentInnen fühlen sich im Passivhaus wohl. Das Wohnheim in der Molkereistraße erhielt hinsichtlich Zufriedenheit mit der Unterbringung die zweitbeste Bewertung von insgesamt 26 analysierten Wiener Studentenheimen. Durch die Forschungsergebnisse konnten einzelne Fehler in der Regelungstechnik aufgezeigt und Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Gesamtenergieeffizienz gesetzt werden. Zusätzlich können aus den Befragungen der Bewohner Empfehlungen abgeleitet werden, um die Zufriedenheit in Passivhäusern sowie die Nutzerakzeptanz weiter zu steigern.