Ausgezeichnet mit dem gebaut Preis 2019

Wir wurden von der Wiener Magistratsabteilung Architektur und Stadtgestaltung (MA 19) für das Urban Gardening-Projekt „wabe23“ im Stadterweiterungsgebiet Erlaaer Flur mit dem Architekturpreis „gebaut 2019“ ausgezeichnet. Das Projekt umfasst ein innovatives Begrünungskonzept mit sozialem Charakter.

Bereits zum 15. Mal wurden mit dem Wiener Architekturpreis „gebaut“ (ehemals „Schorsch“) der MA 19 insgesamt 27 architektonische Projekte ausgezeichnet, die aus Sicht der Stadtgestaltung innovative und anregende Lösungen darstellen. Aufgrund der Covid-Schutzmaßnahmen fand die Preisverleihung nicht statt. Stattdessen wurde der „gebaut 2019“ Preis Anfang Oktober 2020 durch eine Delegation, bestehend aus dem Abteilungsleiter der MA 19 DI Franz Kobermaier und VertreterInnen der Fachjury, mit genügend Sicherheitsabstand und Mund-Nasen-Schutz, persönlich an uns übergeben. Das ausgezeichnete Projekt „wabe23“ im Stadterweiterungsgebiet Erlaaer Flur überzeugte die Jury als Best Practice Beispiel, das zum Klimaschutz und zur sozialen Nachhaltigkeit beiträgt.

Die wabe23 im Erlaaer Flur

Die Wohnhausanlage wabe23 im Erlaaer Flur im 23. Wiener Bezirk verbindet nachbarschaftliches Wohnen mit einer flexiblen Gartenkultur. Anfang April 2019 wurde das Niedrigstenergiehaus eröffnet und die 108 Wohnungen von der BWSG an die neuen BewohnerInnen übergeben. Auf elf Geschoßen bietet die BWSG 108 geförderte Mietwohnungen mit Wohnungsgrößen von 40 bis 100m² an. Städtebaulich nimmt der Baukörper eine Torfunktion zum neuen Quartier „Erlaaer Flur“ ein und öffnet den Raum zum neu entstandenen Helene-Thimig-Weg. Das Gebäude umfasst ein gesamtheitlich durchdachtes Begrünungskonzept an der Fassade vom Erdgeschoß bis zur Dachterrasse. Durch die Bespielung verschiedener Elemente wie Pflanztröge, Hochbeete und Rankgitter im gesamten Gebäude entsteht langfristig eine lebendige „grüne Fassade“.

Grüne Fassade reguliert Stadtklima

Um die Überhitzung in der Stadt zu reduzieren und die BewohnerInnen vor sommerlicher Überhitzung zu schützen, wurde eine vertikale Fassadenbegrünung gewählt. Es wurde die vielfältige Freiraumgestaltung des Quartiers aufgegriffen und vertikal an der Gebäudehülle weitergeführt. Durch die Begrünung des Hauses und der Freiflächen soll die Umgebungstemperatur mess- und spürbar gesenkt und so der Energiebedarf für die Gebäudekühlung verringert werden. Dass begrünte Gebäude zur Regulierung des Stadtklimas positiv beitragen können, wurde anhand von Forschungsergebnissen durch ExpertInnen der BOKU bestätigt und als Basis für die Konzeptionierung des Projektes herangezogen. Diese Studien belegen, dass begrünte Fassaden eine positive Wirkung auf das Mikroklima haben und die Innenräume vor sommerlicher Überhitzung schützen. Außerdem filtern Pflanzen Feinstaub, verbessern die Luftqualität und schützen vor Lärm. Unterstützt wurde das Architektenteam von dem internationalen Kompetenzzentrum für Bauwerksbegrünung green4cities, mit dem ein differenziertes Fassadenbild anhand von modularen Begrünungskästen erarbeitet wurde.

Urban Gardening als soziale Komponente

Das Leitbild des Projektes ist nachbarschaftliches Wohnen eingebettet in eine flexible urbane Gartenkultur von ganz privat bis gemeinschaftlich. Die BewohnerInnen haben die Möglichkeit auf den Gemeinschaftsterrassen oder auf ihrem eigenen Balkon Gemüse, Obst und Pflanzen anzubauen und tragen so zum äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes bei.

In der Einzugsphase unterstützte ein Soziologenteam von wohnbund:consult anhand moderierter Prozesse die Hausgemeinschaft bei der Gestaltung der Freiflächen und Hausgärten. Dieses Konzept trägt zur sozialen Nachhaltigkeit bei, indem die BewohnerInnen bewusst in einen sozialen Prozess integriert werden. Langfristig wird die Pflege der allgemeinen Grünterrassen über wechselnde „Garteln-Patenschaften“ durch die BewohnerInnen selbst organisiert.

Auf dem Bild v.l.n.r.: DI Ruth J. Kertész (Referentin MA19), DI Franz Kobermaier (Abteilungsleiter MA19), Mag.arch. Christoph Treberspurg, Unvi.Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg und DI Bernhard Kollmann von Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH